Bei der gestrigen Mahnwache vor der Ruine des Alten Gasthofs in List hat Silke von Bremen für das Bündnis „Merret reicht’s“ das Wort ergriffen und kräftig ausgeteilt gegen die Kommunalpolitiker der Insel.

Der Bauzaun vor der Ruine des Alten Gasthofs am Abend nach der Kundgebung

Die Ehrenamtler würden die Grundlagen für eine intakte Sozialstruktur schreddern, hätten falsche Beschlüsse getroffen, würden Anreize für Investoren schaffen und zu Taten wie dem illegalen Abriss des Alten Gasthofs gar ermutigen. Den Grund dafür sieht sie in einem mangelnden Wissen der ehrenamtlichen Gemeindevertreter, die mit Begriffen wie z.B. 34er Gebiet oder restriktiven Bebauungsplänen nichts anzufangen wüssten. Wenn sie sich nur schlau machen würden, so impliziert Silke von Bremen, könnten diese alles ganz anders, eben besser machen.

Zunächst noch einmal kurz zur Causa Alter Gasthof – man kann es wohl nicht oft genug wiederholen: Das historische Gebäude war rechtlich durch eine Erhaltungssatzung, die die von Silke von Bremen so gescholtenen Lokalpolitiker bereits vor über 20 Jahren erlassen haben, geschützt und hätte ohne Genehmigung durch den Bauausschuss nicht abgerissen werden dürfen. Diese Genehmigung hätte die Kommunalpolitik in List parteiübergreifend und einstimmig nicht erteilt. Daneben gibt es natürlich noch offene Fragen zur Vorgeschichte des Abrisses und dem Geschehen am Abrisstag.

Silke von Bremen bei Ihrer Rede auf der Kundgebung

Liebe Frau von Bremen, wenn Sie doch alles besser wissen, ein paar Fragen an Sie:

  • Wann waren Sie denn zuletzt in einer Sitzung des Bau- und Planungsausschusses oder der Gemeindevertretung der Gemeinde List auf Sylt?
  • Wissen Sie überhaupt über die aktuell in Aufstellung befindlichen Bebauungspläne der Gemeinde Bescheid?
  • Haben Sie zur Kenntnis genommen, wieviele Bebauungspläne und Erhaltungssatzungen die Gemeinde List in den letzten fünf Jahren zu welchem Zweck aufgestellt hat und welche Veränderungssperren aus welchen Gründen erlassen wurden?
  • Kennen Sie unsere weiteren Planungen?
  • Kennen Sie sich überhaupt in der Kommunalpolitik in List aus?

In Wahrheit ist es eben so: So viele qualifizierte Bebauungspläne und Veränderungssperren wie in der noch laufenden Legislaturperiode wurden von den ehrenamtlichen Politikern der Gemeinde nie zuvor diskutiert, bearbeitet und umgesetzt. Und das mit jeweils sehr klaren, in Ihren Worten „restriktiven“ Zielsetzungen. Bei all dem aber geht es nie um ein Wünsch-Dir-Was. List ist nicht Bullerbü, das gibt es tatsächlich nur bei Astrid Lindgren. Nein, wir können nicht einfach die Realität, z.B. das Melderecht oder das Baurecht außer Kraft setzen und so beschließen, dass in Dauerwohnungen dann tatsächlich Menschen wohnen, die Mieten in den Millionen-Immobilien bezahlbar werden, Zweitwohnungen und Ferienvermietung verhindern und was auch immer … Ach ja, ist Ihnen bekannt, dass Sondergebiete für reines Dauerwohnen nicht umsetzbar sind? Kommunalpolitik – gerade in List – ist über alle Parteigrenzen hinweg der sehr aufreibende und anstrengende Versuch, dem Ort die soziale Infrastruktur zu erhalten bzw. wieder neu aufzubauen. List soll leben und dafür steht die Gemeindevertretung trotz Unterschieden im Detail als Ganzes. Wir lassen uns von Ihnen nicht unseren guten Willen absprechen und als Steigbügelhalter von illegal agierenden Unternehmern und Trottel diffamieren. Mit solchen Äußerungen schaden Sie aus meiner Sicht auch „Merret reicht’s“. Auf diesem Niveau scheiden Sie als ernstzunehmende Gesprächspartnerin aus.

Olaf Klodt, Fraktionsvorsitzender der SPD List auf Sylt